Postet by Niffnase
Traumschiff Kapitel 10
Ole
Zwanzig Minuten nach dem
Frühstück kommt die Putzfrau ins Zimmer, macht sauber und wäscht alles ab.
Torsten ist gerade im Bad und als er raus kommt mit den Krücken, ist die
Putzfrau wieder weg, aber der Boden ist noch nicht trocken. „Pass auf, Torsten
, es ist nass und glatt“, sag ich, aber der ist bereits weg gerutscht mit
seiner linken Krücke und fällt mehr oder weniger elegant mit seinem ganzen
Gewicht auf den linken Arm, und dann auf die Schulter während er mit der
rechten Hand an der anderen Krücke festhält
Es knackt laut als der Arm
am Boden aufschlägt und er fängt an, zu schreien und zu fluchen. Bereits als er
ins Fallen kam, hab ich nach der Klingel gegriffen und Sturm geklingelt. Jetzt
liegt er am Boden und weint vor Schmerzen. Ich bin direkt nach dem Klingeln aus
dem Bett und knie nun bei ihm. Ich trau mich aber nicht, ihn aufzuheben, wer weiß,
wie weh ihm das tut und was da eben kaputt gegangen ist.
Hugo kommt zur Türe herein
und erfasst die Lage mit dem ersten Blick. Er dreht kurz um und ruft in den
Flur: „Frank, hol Doktor Morbach, der ist in Zimmer siebzehn“. Dann beugt er
sich sofort zu Torsten runter und bittet mich, zurück zu treten. Vorsichtig
bettet er den immer noch schluchzenden Jungen so, dass er stabil liegt. Jetzt
kommt Frank mit dem Arzt.
„Was ist passiert?“, will
der Arzt wissen. Mit kurzen Worten schildere ich, dass Torsten, als er aus dem
Bad ins Zimmer kam, auf dem nassen Boden ausgerutscht und auf den linken Arm
gefallen ist. Der Arzt hat Torsten jetzt vorsichtig auf den Rücken gedreht und
untersucht den Arm, was Torsten mit lautem Stöhnen über sich ergehen lässt. Er
hat aufgehört, zu weinen und schluchzt noch ab und zu.
„Ihr beide habt echt Talent.
Einmal im Krankenhaus, habt ihr das Bestreben, statt gesund zu werden, euch
noch zusätzliche Verletzungen ein zu fangen“, sagt Dr. Morbach, „so wie das
hier aus sieht, haben wir eine Fraktur des Unterarms, wie und in welchem
Umfang, muss die Röntgenaufnahme zeigen. Frank, hol bitte einen Rollstuhl,
Hugo, ein paar Schienen und zwei Binden, ich muss den Arm fixieren“.
Zu Torsten sagt er: „Junger
Mann, das kann jetzt ein bisschen wehtun, wenn ich den Arm fixiere, hältst du
das aus oder soll ich vorher was spritzen gegen die Schmerzen?“ „Bitte eine
Spritze, das tut eh schon Schweine weh, nicht noch mehr Schmerzen“, kommt es
gepresst von Torsten. „Bleib ganz ruhig liegen“, sagt der Doktor und steht auf
und geht aus dem Zimmer.
Frank bringt den Rolli und
Hugo das Verbandmaterial und die Schiene. Dr. Morbach kommt mit einer Spritze
und einem Desinfektionsspray zurück und gibt Torsten eine Injektion in den
Oberarm, direkt unterhalb der Schulter.
„Jetzt müssen wir etwa zehn
Minuten warten, dann können wir den Arm schienen und den Jungen in den
Rollstuhl setzen“, sagt er, „ ich geh noch mal kurz in die siebzehn, da war ich
noch nicht ganz fertig. In zehn Minuten bin ich wieder da. Frank bleibt so
lange bei dem Jungen, Hugo, du kannst deine Arbeit draußen fortsetzen, ich
schaff das hier mit Frank allein.“
Hugo und der Doktor
verschwinden aus dem Zimmer und Frank kniet sich neben Torsten. „Ihr beide seid
echt die Pechvögel auf dieser Station, erst rennt Ole einen Rollstuhl um und
jetzt fällst du, weil deine Krücke weg gerutscht ist. Jetzt will ich hoffen,
dass das jetzt aber die letzte Aktion dieser Art ist, die ihr beide hier
abzieht“, sagt Frank zu uns beiden, wobei er Torsten tröstend durch die Haare
streicht.
„Wirkt die Spritze schon
oder hast du noch viel Schmerzen?“, will ich jetzt von Torsten wissen. „Es wird
jetzt langsam besser, aber da werde ich wohl noch ein paar Tage länger dran zu
knacken haben“, meint Torsten gepresst, „hoffentlich bekomme ich nachher was
Vernünftiges gegen die Schmerzen und hoffentlich macht mein Vater nicht voll
den Aufstand von wegen Haftung und so.“
Nach ein paar Minuten ist
der Arzt zurück und beginnt, den Arm zu schienen, provisorisch, wie er sagt.
Dann heben er und Frank den Torsten vorsichtig hoch und setzen ihn in den
Rolli. Torstens Gesicht ist schweißnass und er stöhnt trotz der Spritze einige
Male vor Schmerzen, bis er richtig sitzt. Frank fährt dem Doktor hinterher,
nach unten, zum Röntgen.
Ich leg mich wieder ins Bett
und denke über Torsten nach. Das hier hat er nach seinem ehe schon
komplizierten Beinbruch nicht verdient. So ein Pech, aber ich sehe es schon als
Unfall, der halt einfach so passiert ist.
Die Frau putzt ja jeden
Morgen hier und immer sagt sie, das man, bis es alles trocken ist, aufpassen
muss. Torsten hat einfach nicht daran gedacht und auch wohl nicht auf den Boden
geschaut, als er aus dem Bad kam und dann ist er halt weg gerutscht. So ein
Pech für ihn.
Hoffentlich ist nicht so
viel kaputt. Ich muss Mutsch anrufen, wir brauchen dringend Schwarzwälder und
der Boykott gegen Torsten wird wegen außergewöhnlicher Umstände mit sofortiger
Wirkung auf gehoben.
Mutsch
Heute Morgen sind die beiden
Damen echt gut drauf. Sie haben mir von gestern Abend erzählt, der Junge,
Jerome, hat jetzt wohl einen Freund und der war gestern zum Essen da. Nicht nur
zum Essen, nein, der bleibt übers Wochenende und die beiden haben sehr von
diesem Sergej, so heißt der junge Mann wohl, geschwärmt.
Wie gut er aus sieht und das
er sehr gute Manieren hat, haben sie mir voller Stolz und Freude erzählt, ich
hatte fast den Eindruck, sie freuen sich mehr darüber, als Jerome. Ich muss
grinsen. Sie sind einfach lieb, die zwei alten Damen, eine bessere
Arbeitsstelle hätte ich nicht finden können.
Drinnen im Wohnzimmer
klingelt das Telefon und dann kommt die Tante Frieda in die Küche und sagt, mir
den Apparat entgegenhaltend: „Für sie, Frau Jensen, ihr Ole aus dem
Krankenhaus“.
„Ja, Hallo, Ole, was gibt’s
denn?“ frage ich zunächst besorgt und höre dann, was er mir zu erzählen hat.
Frieda ist bei mir in der Küche stehen geblieben und hört aufmerksam zu, soweit
das möglich ist, aber in dem Fall stört mich das kein bisschen, weil sie immer
regen Anteil an Ole Zustand nehmen.
„Das ist ja schon fast
komisch“, sage ich, als er mir von Torstens Sturz erzählt und als er dann nach
einem Kuchen fragt, kann ich ja wohl schlecht nein sagen. „Ich muss schauen“,
sag ich, „ob ich alles hier habe für einen Schwarzwälder, sonst muss ich zuerst
nach Hause heute Nachmittag. Auf jeden Fall komme ich vorbei und bringe euch
von dem geliebten Seelentröster“.
„Dann kann ich dir auch
gerade meinen Freund Frank vorstellen, Mama, mit dem ich seit gestern fest
zusammen bin“, höre ich Oles Stimme an meinem Ohr. Das kommt jetzt total
überraschend und fast wäre mir der Apparat aus der Hand gefallen. „ Das sind ja
Neuigkeiten“, sag ich, „jetzt bin ich erst mal platt.“
Ich seufze und sage dann: „
Ich bin jetzt aber mal sehr gespannt, wie der erste Schwiegersohnanwärter denn
so aus sieht, den sich mein Sohn da im Krankenhaus geangelt hat. Jerome hat
übrigens gestern auch seinen ersten Freund hier vorgestellt, den er ebenfalls
im dem Krankenhaus kennen gelernt hat. Der Junge hat wohl in der Cafeteria
bedient und da haben sie sich kennen gelernt“.
Ole sagt daraufhin: „Oh, das
kann dann nur der Sergej sein, den kennt Frank auch gut und ich habe ihn auch
schon kennen gelernt da unten in dem Cafe. Der sieht sehr gut aus und ist auch
sehr nett, der Sergej“.
„So, Ole, ich habe hier noch
ein bisschen was zu tun und backen muss ich ja jetzt auch noch, also leg ich
jetzt mal auf. Bis heute Nachmittag und sag dem Torsten noch nichts von dem
Schwarzwälder, ich will ihn überraschen, Tschüss, bis nachher.“
Ich reiche Frieda den Hörer.
Die Oma ist mittlerweile auch in der Küche erschienen und so sage ich den
beiden Damen, was Ole erzählt hat und auch, das er Sergej aus dem Krankenhaus
schon kennt und er ihn auch sehr nett findet.
„Hat Ole auch jemanden
kennen gelernt, ist der denn auch schwul?“, fragt Tante Frieda, die ja meine
Bemerkung über den Schwiegersohnanwärter mitgehört hat.
„Ja, ist er und
offensichtlich hat er sich dort im Krankenhaus in einen Zivildienstleistenden
verliebt und der in ihn. Er will ihn mir heute Nachmittag vorstellen“, sag ich
zu den Beiden.
„Na, das ist ja ein Ding“,
sagt Oma, „da müssen wir aber nach her mal gleich drauf anstoßen, das muss doch
gefeiert werden“. Ich muss grinsen, wenn es darum geht einen Grund zu finden um
mal schnell darauf an zu stoßen, dann finden die Beiden ihn auch.
„Haben wir denn alle Zutaten
für den Kuchen“, will Tante Frieda wissen, „wenn nicht, schicken wir Martin
gleich los, der kann alles, was fehlt, besorgen. Am besten backen sie zwei
Kuchen, einen für uns hier und mit dem Kuchen locken wir dann die beiden frisch
verliebten Jungs hier her. Jerome kommt bestimmt, wenn er hört das es hier
Schwarzwälder von Frau Jensen gibt“.
Frieda grinst verschmitzt
und reibt sich die Hände. „Das ist ein guter Plan“, sagt Oma und grinst ebenfalls,
während ich schaue, ob alles da ist für den Kuchen. Einige Sachen fehlen und
ich schreibe schnell alles auf einen Zettel. „So, das sind die Sachen, die wir
noch brauchen“, sag ich und gebe Tante Frieda den Zettel. Die schaut auf den
Zettel und bittet mich dann um den Stift. „ Der Cremant ist glaub ich auch
alle, da kann der Martin mal noch einen Karton mit bringen, der kennt ja unsere
Marke“, sagt sie und schreibt das noch mit auf den Zettel. Ich kann mir ein
Grinsen nicht verkneifen.
Da sie das Telefon noch in
der Hand hat, ist Martin gleich bestellt und wird nach seinem Eintreffen mit
dem Zettel, Omas Kreditkarte und einigen guten Wünschen zum Einkaufen
geschickt.
Beide Damen wollen jetzt
erst mal ein bisschen durch den Garten spazieren, verschieben das Anstoßen auf
später und machen sich auf den Weg, während ich mich beeile, die normale
tägliche Arbeit zu erledigen, um mir die Zeit zum Backen raus zu schaffen.
Gleich zwei Schwarzwälder, das geht nicht in zwanzig Minuten.
Als Martin zurück kommt,
habe ich alles erledigt und kann sofort loslegen, so dass die Kuchen bereits
vor dem Mittagessen fertig sein werden. Die Damen essen heute Mittag unten, mit
der Familie, also brauche ich hier oben nichts vorzubereiten. Bestimmt lassen
sie mich auch eine Stunde früher gehen, weil ich ja noch mit dem Kuchen ins
Krankenhaus will.
Schnell räume ich mal noch
zwei Flaschen von dem Cremant in den Kühlschrank, damit der auch kalt genug
ist, wenn sie später einen trinken wollen. Die Beiden sind schon gut drauf und
genießen auf ihre alten Tage das Leben und ich find das auch OK.
Jerome
Es vergehen einige Minuten,
in denen ich ihn nur festhalte und er sich langsam wieder beruhigt. Erst als er
sich bewegt, löse ich meine Arme ein wenig und dann lässt er sich vor mir auf
die Knie sinken. Er greift nach meinem Glied und schiebt die Vorhaut nach
hinten und nun wäscht er meinen Penis zärtlich reibend unter dem warmen Wasser.
Ich schaue im aufgeregt und
voll Hoffnung zu und frage mich innerlich, ob er sich traut.
Natürlich traut er sich,
aber bevor er ihn wirklich in den Mund nimmt, schaut er mich an, mit einem
Blick, so voll von Liebe, das mir fast die Tränen kommen. „Mein Schatz“, sage
ich, „mein liebster Schatz“, und dann erschaure ich, als seine Zunge zunächst
eher zaghaft, aber dann fester und entschlossener über meine Eichel schmust.
Mit geschlossenen Augen
sitze ich da und spüre, wie sich sein Mund über mein Glied stülpt und er fängt
an, mich zu verwöhnen.
Dieses Gefühl zum ersten Mal
zu erleben, ist wohl etwas ganz besonderes und wenn der Mensch, der das gerade
tut auch noch das Liebste für dich auf Erden ist, dann dürfen bei aller
Glückseligkeit ruhig auch ein paar Freudentränen den Weg in das Duschwasser
finden.
Man, bin ich glücklich, bin
ich so froh, ihn zu haben, ihn lieben zu dürfen, bei ihm zu sein. Es ist
einfach unbeschreiblich.
Viel zu schnell ist es
vorbei. Nach einem Höhepunkt, wie ich ihn zuvor in meinem Leben noch nie hatte
und der mich an den Rand einer Ohnmacht bringt, schießt es in mehreren Schüben
mit großer Heftigkeit aus mir heraus, sein Gesicht und seinen Hals treffend.
Er schaut nach oben in mein
Gesicht und die Wasserstrahlen spülen meinen Samen von seiner Haut, während
meine Erregung langsam abklingt und mein Atem wieder halbwegs normal wird.
Ich ziehe seinen Körper hoch
zu mir, so dass ich ihn Küssen kann und ich küsse ihn und lege all meine Liebe
für ihn in diesen Kuss.
„Sergej, ich liebe dich,
mehr, als alles andere auf der Welt“, sag ich, nach dem wir uns von einander
gelöst haben. „Ich liebe dich auch, Jerome, und ich bin selber erstaunt, wie
heftig, ja, wie stark meine Liebe zu dir nach so kurzer Zeit ist. Ich habe noch
nie so gefühlt für einen Menschen und ich habe ein wenig Angst, das alles nur
ein Traum ist“, sagt er.
„Wenn es ein Traum ist, mein
Schatz“, sage ich, „dann darf er nie enden. Nie will ich dich wieder her geben,
will nicht mehr ohne dich sein.“ „Halt mich fest, Jerome, auch ich will immer
bei dir sein, dich lieben und küssen, mit dir leben“, sagt er, mich fest
umarmend, „ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit dir zusammen zu sein.“
In meinem Hinterkopf kommt
gerade der Gedanke auf, das wir uns Dinge sagen, die auch gut in jede
Seifenoper passen würden, aber mir wird auch in aller Deutlichkeit bewusst,
dass ich das genau so , wie ich es gesagt habe auch gefühlt habe, es ehrlich so
empfinde. Ein tiefer Blick in seine Augen sagt mir, das er es auch absolut
ehrlich meint, was er zu mir gesagt hat.
Nach ein paar Minuten
schmusen und küssen, innig und schweigend, vom herunter rieselnden Wasser
umspielt, lösen wir uns endlich voneinander und Sergej beginnt mich mit
Duschgel ein zu schäumen, nach dem er das Wasser abgedreht hat.
Ich reibe ihn auch mit
Duschgel ein und unsere Hände , glitschig vom Gel, gleiten zärtlich über den
Körper des Anderen, keine Stelle auslassend, aber auch keine besonders
bevorzugend, bis wir beide fast in Gänze vom Schaum bedeckt sind.
Das wieder angestellte
Wasser braucht jedoch nicht lange, um den Schaum von unseren Körpern zu
waschen. Nachdem die weiße, duftende Herrlichkeit im Abfluss verschwunden ist,
reicht Sergej mir ein großes Handtuch und beginnt dann, sich selber ab zu
trocknen.
Ich beobachte ihn, sehe
bewusst seinen Körper an, erkenne aufs neue, wie schön, aus meiner Sicht, wie vollkommen er ist und
ich werde ein bisschen stolz, das er sich ausgerechnet in mich verliebt hat,
der ich doch wahrlich nicht vollkommen bin, so ohne Füße, eigentlich ein
Krüppel, was meinen Schatz aber überhaupt nicht zu stören scheint.
In diesem Moment erkenne ich
aber auch ganz deutlich, dass wenn er jetzt und hier auch keine Füße hätte,
also wenn das alles umgekehrt wäre, das mich das auch nicht davon abhalten
könnte, ihn mit jeder Faser meines Herzens zu lieben.
Aus diesem Gefühl heraus
wächst in mir die Erkenntnis, dass ich nur dann ein Krüppel bin, wenn ich mich
selber so sehe und das will und werde ich versuchen, in Zukunft nicht mehr zu
tun.
Torsten
Mit einem Rollstuhl haben
mich der Doktor und Frank nach unten gebracht, wo zunächst mal der Arm geröntgt
werden soll. Hier herrscht viel Betrieb und ich hoffe, dass ich nicht so lange
warten muss. Frank ist bei mir, während der Doktor alles regelt.
Die Schmerzen sind zurzeit
ganz weg, kein Wunder nach der Ladung, die mir der Dr. Morbach da verpasst hat.
Dafür bin ich ihm sehr dankbar, wenn ich auch etwas beduselt bin von der
Spritze. So eine Scheiße, muss ich denn Ole alles nachmachen und mich zu allem
Elend auch noch zusätzlich verletzen.
„Geht es dir gut?“, will
Frank wissen und nickend sag ich: „Ja, er hat mich gut gespritzt, jetzt bin ich
fast high“. „Sei froh, da merkst du auch nicht, wenn sie die Knochen wieder
richten“, sagt er. „Hoffentlich muss das nicht operiert werden und egal, was
sie machen, jetzt kann ich nicht mehr selber mit den Krücken laufen“, gebe ich
zu bedenken.
„Dann müssen Ole und ich
halt mit dir laufen üben, das wird schon gehen“, sagt Frank und schiebt jetzt
den Rolli mit mir Richtung Tür um Röntgenraum. Dort steht Dr. Morbach und
wartet auf uns.
„Wenn er fertig geröntgt
ist, sehen wir, wie es weiter geht. Kommt dann mit den Bildern ins Zimmer
sieben in der Ambulanz, ich warte da auf euch und dann werden wir den Torsten
verarzten“, sagt er zu Frank und geht. Frank schiebt mich rein und eine nette
jüngere Dame nimmt sich meiner an.
Im nächsten Raum steht der
Apparat und dort werde ich jetzt von der Frau mit Franks Hilfe in Position
gesetzt und der Unterarm wird nach dem Lichtkreuz unter dem Apparat genau
ausgerichtet. „Nicht bewegen jetzt“, sagt die Frau und nach dem beide raus
sind, ist ein Summen zu hören.
Kaum ist das Summen wieder
weg, steht die Frau schon wieder bei mir und verändert die Position des Armes.
„So, jetzt noch einmal“, sagt die Frau und geht wieder raus. Wieder das Summen
und dann kommt Frank und bugsiert mich wieder nach draußen. Dort müssen wir ein
paar Minuten warten, bis die Bilder fertig sind.
Nach dem wir die Bilder von
der Frau bekommen haben, schiebt mich Frank bis zum Zimmer 7 und klopft dort
an. Wir werden herein gebeten und Dr. Morbach und noch ein zweiter Arzt schauen
sich die Bilder an.
„Glück im Unglück hast du,
Torsten, das brauchen wir nicht zu operieren, das richten wir jetzt ein und
dann bekommst du einen Gips“, sagt Doktor Morbach , „und wenn später die
Schmerzen wieder kommen, bekommst du auf Station was dagegen“. Dann machen die
beiden ihren Job und nach zwanzig Minuten ist der Arm versorgt.
Zur Kontrolle, ob der
Knochen auch richtig sitzt, wird der Arm jetzt nochmal geröntgt. Dabei bekomm
ich, wie auch schon vorher, so eine dicke Schürze umgehängt. Diesmal frag ich
die Frau: „Wozu muss ich denn beim Röntgen so eine Schürze tragen?“
Sie lacht und sagt: „Um
deine empfindlichen Teile dort unten vor Strahlung zu schützen, weil die
Strahlung zu Schäden und zur Beeinträchtigung deiner Zeugungsfähigkeit führen
können.“ Mit roten Ohren bedanke ich mich für die pikante Auskunft und Frank
schiebt mich lachend auf den Flur.
Dr. Morbach kommt und
begutachtet das Bild und meint: „Es ist alles in Ordnung, Torsten, so kann es
wieder gerade zusammen wachsen, es sei denn, du fällst wieder drauf, was ich
mir aber doch sehr verbitten möchte.
Frank bringt dich jetzt
wieder auf die Station und dann bleibst du bitte im Bett, nach der Spritze
solltest du nicht rumlaufen. Ich komme nach her und bring dir was gegen den
Schmerz. Frank, ich muss noch kurz in die Apotheke, dann komm ich wieder hoch,
bis gleich also.“
Frank schiebt mich mit dem
Rolli zum Aufzug und ein paar Minuten später rollen wir ins Zimmer, wo Ole
besorgt auf uns wartet. „Und, ist alles OK, rede schon, du Chaot, wegen dir bekomm
ich hier noch einen Herzkasper“, schallt es mir entgegen.
Er sieht echt besorgt aus
und irgendwie freut mich das. Er wird mir immer mehr zu einem Freund, anstatt
nur Mitpatient zu sein. Er ist echt in Ordnung und auch seine Mutter ist
Klasse. Schade, das seine Schwester Marie schon einen Freund hat, die könnte
mir echt gefallen.
„Es ist nicht so schlimm
gebrochen, glatt und ohne Komplikationen“, sagt jetzt Frank zu ihm und gibt ihm
einen Schmuser auf den Mund, „er muss nur jetzt liegen, weil die Spritze ihn
etwas trunken gemacht hat. Der Morbach kommt gleich noch und bringt ihm was
gegen die Schmerzen. Das kann er dann holen, wenn die Wirkung der Spritze nach
lässt.“
Frank hilft mir dabei, das
Bett zu besteigen und stellt mein Kopfteil höher, das ich bequem sitzen kann.
„Wir müssen ihm jetzt ein bisschen helfen, vor allem beim Üben, weil er jetzt
nicht mit zwei Krücken laufen kann“, sagt Frank zu Ole und der sagt: „Kein
Problem, wir werden das schon hinkriegen. Bin mal gespannt, was seine Eltern
sagen, wenn die am Sonntag kommen“.
„Wir sagen aber nicht, dass
der Boden nass war“, sag ich zu den Beiden, „sonst macht mein Alter hier ein
Fass auf von wegen Haftung und so. Er versucht immer, aus allem einen Vorteil
zu ziehen. Lieber hör ich mir an, wie doof ich mich wieder angestellt habe“.
„Ok“, sagt Ole, „wir sagen nichts und dann wird er ja wohl auch nicht rum
mosern.“
„Kann ich das Fernsehen
anmachen? “frag ich Ole. „Wegen mir mach die Glotze ruhig an“, kommt es zurück
und Frank sagt: „Ich muss eh los jetzt, meine Arbeit machen, Hugo wird schon
warten.“ Bevor er verschwindet, küssen sich die beiden noch einmal, dann bin
ich wieder mit Ole allein.
Bei meiner Zapperei habe ich
zufällig einen Bericht gefunden über die MS Europa und Ole ist auf einmal doch
sehr fernsehinteressiert.
„Auf dem Schiff fährt mein
Onkel Jo als Zahlmeister, der hat schon die ganze Welt bereist“, erklärt er
sein Interesse an der Sendung. Wir schauen nun gemeinsam den Bericht und ich
muss staunen, was für ein Unternehmen so ein Kreuzfahrtschiff doch ist.
Plötzlich ruft Ole: „Da, das
ist mein Onkel“, als dort ein Mann interviewt wird und etwas über die
Organisation und das Leben auf dem Schiff erzählt.
Er hat sich hoch gesetzt und
ist richtig aufgeregt. Als der Mann erzählt, was so alles an Lebensmittel und
Alkohol und sonstiges vor so einer Reise gebunkert wird, müssen wir beide doch
sehr staunen.
Der Bericht ist fast zu
Ende, als Doktor Morbach ins Zimmer kommt. Gerade ist wieder Oles Onkel im Bild
und der Morbach steht da wie angewurzelt und starrt auf den Fernseher. „Das ist
Oles Onkel, der da im Bild ist“, sag ich und dann wechselt das Bild und das
Schiff wird wieder gezeigt, wie es den Hafen in Lissabon verlässt.
Dr. Morbach wirkt ein wenig
verstört im Moment, aber er hat sich schnell wieder unter Kontrolle: „Hier,
Torsten, sind drei Tabletten, die müssten reichen bis Morgen früh.
Erfahrungsgemäß sind die Schmerzen in der ersten Nacht am schlimmsten. Wenn die
Spritze ihre Wirkung verliert, so gegen Dreizehn Uhr, denk ich, dann nimmst du
eine Tablette, auf keinen Fall mehr.“
Ich nicke und sage: „Ok, was
ist denn das für ein Mittel?“ „Das Mittel heißt Tramal und ist ein starkes
Schmerzmittel und das bekommst du auch nur heute. Das wirkt ungefähr vier bis 5
Stunden, dann lässt die Wirkung nach und erst dann darfst du eine weitere
Tablette holen.
Wenn du das Bett verlassen
und auf die Toilette musst, muss Ole dir helfen und wenn der nicht da ist,
musst du klingeln, damit dir jemand hilft, denn die Tabletten wirken ähnlich
wie die Spritze, das heißt, es kann durchaus sein, das du sehr unsicher auf den
Beinen bist.
Da das eine Bein eh noch
nicht wieder in Ordnung ist, besteht die Gefahr, dass du wieder hinfällst. Es
wäre besser, wenn du dir eine Urinflasche bringen lässt und dann im Liegen pinkelst.
Ich lass dir am besten einen Rollstuhl ans Bett stellen, dann kannst du ins Bad
rollen und Ole kann dir auf die Toilette helfen.“
Zu Ole gewendet, fragt er:
„Kann ich mich darauf verlassen, dass das klappt, mit dem Aufpassen und allem,
was ich gesagt habe?“ „Klar, das kriegen wir hin, denk ich „, sagt dieser und
nickt dabei.
„Der Mann auf dem Schiff,
war das wirklich dein Onkel?“, fragt der Doktor jetzt. „Ja, das ist mein Onkel
Jo, eigentlich Johannes. Er ist ein Bruder meines Vaters, der leider erstorben
ist“, antwortet Ole und ein Schatten zieht über sein Gesicht.
„Johannes Jensen“, murmelt
der Doktor und schaut nachdenklich auf Ole. „Wohnt der hier in Bremerhaven,
wenn er nicht an Bord ist?“, fragt der Doktor weiter.
„Ja“, sagt Ole und fragt:
„Kennen sie meinen Onkel?“ „Ja, ich glaube, dass das der selbe Johannes Jensen
ist, den ich vor ein paar Jahren mal sehr gut kannte“, sagt der Doktor und
wendet sich dann nachdenklich zum Gehen. Ohne ein weiteres Wort verlässt er den
Raum und lässt zwei verwunderte und nun auch neugierige Jungs zurück.
Sergej
Nachdem wir uns abgetrocknet
und anschließend angezogen haben, ich habe Jerome erstmals bei den Prothesen
geholfen, gehen wir nach unten, um zu frühstücken.
Dabei habe ich Jerome mal
genau beobachtet und ich muss sagen, er geht fast vollkommen normal mit diesen
Dingern, die er, jetzt schon fast liebevoll, Max und Moritz nennt.
Wer nicht weiß, dass er
Prothesen trägt, wird es auch nicht vermuten, weil er sich so gut wie jeder
andere bewegt. Mich hat es von Beginn an nicht gestört, das er seine Füße
verloren hat und im nach hinein weiß ich, dass ich mich wohl schon im ersten
Moment in ihn verliebt habe, ohne das jedoch als solches so richtig zu
realisieren.
Mit dieser Entwicklung tun
sich aber jetzt logischer Weise auch ein paar Probleme auf, über die ich mir
ernsthafte Gedanken machen muss. Da sind an erster Stelle mal meine beruflichen
Pläne. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich unter den gegebenen Umständen noch
auf einem Schiff anheuern will.
Das würde oft wochenlange
oder sogar mehrere Monate Trennung von Jerome bedeuten, etwas, was ich mir
jetzt im Moment gar nicht vorstellen möchte und er sicher noch weniger.
An zweiter Stelle kommt dann
wohl, das ich meine Familie über die aktuelle Entwicklung ihres Sohnes
aufklären muss und das Ergebnis kann ich überhaupt nicht einschätzen.
Ich kann mich nicht
erinnern, dass über solche Dinge wie Schwul sein jemals bei uns zu Hause
geredet worden ist, das war einfach kein Thema.
Vielleicht telefoniere ich
zuerst mal mit meiner Mutter, weil die mich halt abgöttisch liebt als ihren
Ältesten. Ich muss versuchen, etwas über ihre Haltung Schwulen gegenüber heraus
zu finden, denn wenn sie mich akzeptiert, dann tut Papa das auch, weil er ihr
noch nie was abschlagen konnte.
Ich schiebe die Gedanken
nach hinten und konzentriere mich wieder auf das hier und jetzt, wir sind
nämlich unten angekommen und werden von Jeromes Mutter begrüßt: „Guten Morgen,
ihr beiden, ihr möchtet bestimmt frühstücken, oder?“
„Guten Morgen, Mama“, sagt
Jerome und auch grüße mit einem freundlichen „Guten Morgen, Frau Remmers“.
Jerome nickt und sagt: „Ja, Frühstück wäre gut, das ist jedenfalls der
Hauptgrund unserer Anwesenheit“.
„Der Tisch im Esszimmer ist
gedeckt und Natascha ist auch gerade beim Frühstück, ihr könnt euch gleich dazu
setzen. Ich habe schon mit deinem Vater gefrühstückt“, erklärt Frau Remmers.
Wir gehen ins Esszimmer und
begrüßen nun auch Natascha, die uns beide neugierig anschaut. “Na, habt ihr gut
geschlafen, ihr beiden?“ fragt sie, leicht grinsend und Jerome verdreht gleich
die Augen.
„Sehr gut, Schwesterchen,
sehr gut“, sagt er, sonst nichts und auch, wenn Natascha wohl nicht mehr
erwartet hat, ist ihr Gesichtsausdruck doch ein klein bisschen enttäuscht. Der
Tisch ist reichlich gedeckt und eine Frau so um die fünfunddreißig bringt eine
Kanne frischen Kaffee.
„Möchten sie etwas anderes
als Kaffee trinken, vielleicht Kakao?“ fragt sie. „Das ist Frau Knobe, unsere
Köchin“, sagt Jerome zu mir und zu ihr sagt er: „Das ist Sergej Ruloff, mein
Freund, wir zwei sind seit ein paar Tagen fest zusammen und er wird nun einfach
mit zur Familie gehören.“
Ein bisschen Stolz hör ich
da in seiner Stimme und es freut mich, dass er mich hier so vorstellt.
Offensichtlich ist Frau
Knobe schon länger hier angestellt, das merk ich daran, dass sie die Kinder der
Familie mit Vornamen, aber dann doch mit „Sie“ anredet. Sie fragt Jerome
nämlich gerade: “Jerome, soll ich ihnen lieber Kakao bringen, oder ist ihnen
Kaffee recht?“
„Heute Morgen ist Kaffee
schon OK, Frau Knobe, wir brauchen was zum Wach werden“, antwortet er und
schaut mich dann fragend an. Ich nicke und so schüttet er meine Tasse voll mit
gut duftendem Kaffee.
Ich lege ein Brötchen auf
meinen Teller und schau ihn an, dann greift er nach dem Messer, schneidet mein
Brötchen auf und bestreicht beide Hälften mit Butter. „Danke, mein Schatz“,
sage ich, und lege auf jede Hälfte eine Scheibe Käse.
Natascha schaut uns an und
grinst ein bisschen, sagt aber nichts zu meinem „Danke, mein Schatz“, das auch
schon fast wie selbstverständlich über meine Lippen gekommen ist.
Es war schon erstaunlich,
wie sehr wir bereits miteinander vertraut sind, obwohl wir uns ja erst relativ
kurz kennen und eigentlich übereinander noch längst nicht alles wissen.
Die gesamte Situation
erfüllt mich mit einem vorher nicht gekannten Glücksgefühl und das Kribbeln in
meinem Bauch sagt mir, das dass alles gut und richtig ist.
Seine Familie hat meine
Erwartungen bei weitem übertroffen, hier stimmt einfach alles, was ich bisher
so mit bekommen habe und ihre Offenheit mir gegenüber ist eigentlich gar nicht
so nicht selbstverständlich. Offensichtlich haben sie mich als den Freund ihres
Sohnes vorbehaltlos akzeptiert.
Jerome
Wir sitzen zusammen am
Frühstückstisch, Natascha ist auch da und beobachtet offensichtlich, wie wir
beide mit einander umgehen.
Ich weiß, dass hier für alle
Beteiligten sehr schnell konkret geworden ist mit Sergej und mir, aber ich
glaube mal, dass alle sich mit mir freuen und froh sind, dass meine Launen und
Depressionen einer wesentlich besseren Stimmung gewichen sind. Das ist
zumindest für meine Familie ein Grund mehr, Sergej hier freudig und gerne auf
zu nehmen.
Ich hoffe im Stillen, das
meinem Schatz auch ein gutes Coming Out in seiner Familie beschieden sein wird.
Wenn nicht, dann soll er zu mir ziehen, dann ist er hier zu Hause, aber das
werden wir ja noch früh genug erfahren. Ich will ihn auf jeden Fall dort hin
begleiten und bei seinem nicht leichten Gang so gut wie möglich unterstützen.
„Was macht ihr zwei denn
heute?“ fragt Natascha, „habt ihr was besonderes vor?“ „Nein, eigentlich nicht,
aber vielleicht können wir in der Stadt ein bisschen shoppen gehen, ich
bräuchte da noch ein paar neue Hosen. Wenn es jetzt wieder wärmer ist, brauch
ich was leichtes, weil kurze Hosen kann ich in der Öffentlichkeit nicht mehr so
gut tragen“, sag ich.
„Ich bräuchte auch noch ein
paar Kleinigkeiten, nehmt ihr mich dann mit?“, will Natascha wissen. „Warum
sollten wir dich nicht mit nehmen wollen“, meint Sergej und sieht dabei zu mir.
„Du kannst gerne mitkommen“, sag ich, „Martin kann uns fahren. Sergej, du
brauchst aber keine kurzen Hosen oder Shorts zu kaufen, du kannst meine
anziehen, ich habe genug davon“.
„Ich will mir noch eine
Speicherkarte für meine Kamera kaufen, damit ich morgen im Stadion genug Bilder
machen kann“, sagt Sergej, „wenn da so viele Stars rumrennen, dann will ich das
auch in Bildern festhalten.“ Er holt sich noch ein Brötchen und wieder schneide
ich es für ihn auf und streich es mit Butter ein. Er strahlt mich an und gibt
mir einen Kuss auf die Backe. „Danke“, sagt er.
Nach dem wir fertig
gefrühstückt haben, rufe ich Martin an und teile ihm mit, das wir zum Einkaufen
in die Stadt fahren wollen. „Oh, da war ich ja eben schon mal“, lacht er am
Telefon, „ich musste schnell Backzutaten für zwei Schwarzwälder kaufen, die
Frau Jensen backen will“.
„Echt“, sag ich, „ da müssen
wir doch heute Nachmittag mal bei Oma vorbei schauen und probieren, ob der auch
wieder so gut ist wie beim letzten Mal“. „Ich bin in zehn Minuten da“, sagt
Martin und legt auf.
„Martin kommt in zehn
Minuten“, sag ich den beiden, „Natascha, hol bitte mal bei Mama eine
Kreditkarte und sag ihr, das wir zum shoppen gehen“. „Mach ich, Brüderchen“,
sagt sie und geht Mama suchen.
„Bargeld haben wir nur
selten und nie viel dabei, meine Schwester und ich“, erkläre ich Sergej, der
gerade etwas erstaunt guckt, „wenn wir was brauchen, nehmen wir immer eine
Karte mit, die Mama bei sich auf bewahrt, seit ich meine mal verloren habe.
Bisher hat sie noch nie was zu meckern gehabt, wir waren nie verschwenderisch,
jedenfalls nicht so richtig“.
Er lacht, guckt mir in die
Augen, küsst mich zärtlich und strubbelt durch mein Haar. Er zieht mich auf
seinen Schoß, so dass ich mit dem Gesicht zu ihm auf seinen Knien sitze und er
schaut zu mir hoch in meine Augen.
Dann erklärt er mir: „Du
musst dich damit abfinden, dass dein Schatz nicht so selbstständig ist in
vielen Dingen, wie du das von Dir gewohnt bist. Natascha und ich sind praktisch
in einem mehr oder weniger großen, goldenen Käfig auf gewachsen.
Immer war jemand um uns, der
uns viele Dinge des täglichen Lebens abgenommen hat. Unser Leben ist immer
etwas anders verlaufen, als das bei anderen Kindern der Fall war.
Wir waren in keinem
Kindergarten und in keiner öffentlichen Schule, so wie das eigentlich bei fast
allen Kindern normal ist. Wir wurden zu Hause unterrichtet, haben immer
individuell und flexibel lernen müssen, mal hier, mal in Portugal, wo wir zwei
bis drei Mal im Jahr für ein paar Wochen sind, oder in St. Moritz oder aber
auch in New York, wo wir auch noch ein Haus haben.
Wir sind viel gereist, haben
aber nie so einen Urlaub gehabt, weil auch im Ausland fast immer Lehrer und
Erzieher dabei waren und zwischendurch unterrichtet und geübt wurde.
Erst die letzten zwei Jahre
sind wir weniger gereist, aber trotzdem waren wir hier ein bisschen so was wie
eingesperrt und beim Ausgang war bei mir immer Martin dabei, während Natascha
oft von Mama oder einer ihrer Lehrerinnen begleitet wurde.
Der Führerschein, war das
erste, was ich ohne Martins Begleitung absolviert habe.“
Er streichelt über meinen
Rücken und drückt sein Gesicht an meine Brust. Mit den Zähnen knabbert er
vorsichtig durch das T-Shirt an meiner rechten Brustwarze und jagt damit einen
Schauer über meinen Rücken.
„Bitte nicht, wenn Natascha
zurück kommt. Und außerdem macht mich das steif und das will ich jetzt hier
unten eigentlich nicht werden“, sage ich und löse mich von ihm und setzt mich
wieder auf meinen Stuhl. „Spielverderber“, grinst er und erzählt weiter.
„Natürlich durfte ich nicht
allein Autofahren, immer waren Martin oder Kai dabei, manchmal auch Mama. Nach
zwei Monaten habe ich einen Golf bekommen und bei der ersten Gelegenheit bin
ich dann allein los. Das war gerade der Zeitpunkt, an dem mir klar war, dass
ich schwul bin und ich war total verstört.
Ich war aggressiv und mit
den Gedanken woanders, als beim Autofahren und bin dann in einer
Autobahnbaustelle mit fast achtzig Sachen in einen Asphaltkocher gefahren. Der
heiße Asphalt hat meine Füße gar gekocht, bevor man mich aus dem Auto hatte und
ich bin erst ein paar Tage später aus dem künstlichen Koma erwacht.
Mama saß an meinem Bett auf
der Intensivstation in einer Spezialklinik und sie hat mir damals und bis heute
noch keinen Vorwurf gemacht. Sie war einfach da und hat mir bei gestanden.
Als mir das ganze Ausmaß
meiner Verletzungen bewusst wurde, wäre ich am liebsten tot gewesen, aber mit
Mamas Hilfe und psychologischer Unterstützung, aber auch mit Unterstützung der
gesamten Familie und ganz besonders Martin ging es mir langsam besser.
Der erfolgreiche Gebrauch
der Prothesen half mir auch, ein gutes Stück der alte Jerome zu werden und als
Du dann in mein Leben getreten bist, war endlich alles Schlimme vergessen und
jetzt, wo wir zusammen sind, bin ich glücklich und es stört mich nicht mehr,
das ich keine Füße mehr habe.
Ich weiß, dass es dich nicht
stört und das gibt mir das Gefühl, kein Krüppel zu sein, sondern jemand, der
vom dem liebsten und schönsten Menschen auf der Welt geliebt wird.“
„Der letzte Satz war eine
wunderschöne Liebeserklärung an mich“, antwortet er und beugt sich zu mir, um
mich zu umarmen und zu küssen. Erst Nataschas Räuspern zeigt uns, das wir nicht
allein sind hier.
„Genug geküsst, macht euch
fertig, ihr zwei“, sagt sie und grinst frech, „ich habe die Karte und Martin
ist in fünf Minuten da und fährt uns, beeilt euch also.“
Wir fahren schnell hoch und
holen noch was zum Darüber ziehen, ich eine Weste und Sergej eine leichte
Jacke, dann geht es runter zum Auto.
Martin hat den Achter Audi
genommen und Natascha geht freiwillig nach vorn, um Sergej und mir die
Rücksitze zu überlassen. „Wo wollen wir denn zuerst hin?“, fragt Natascha. „Ich
würde sagen, zu C &A “, sagt Sergej, „oder auch zu Karstadt.“
„Ich dachte da eher an
Bremen und ein paar schicke Läden, da gibt’s doch etliche in der Waterfront,
das ist ein tolles Einkaufszentrum mit vielen tollen Läden“, sagt Natascha,
„NewYorker ist da auch, die haben coole Sachen.“
Sergej guckt etwas komisch
und sagt dann: „Auch wenn ihr das so gewöhnt seid, aber das mit den Läden, das
geht bei mir nicht so gut. Das übersteigt meine Finanzen, ich kann mir immer
nur normale und keine Markenklamotten kaufen.
Ich habe nur begrenzte
Mittel und deshalb für Kleider und so Sachen nur einen bestimmten Betrag zur
Verfügung. Ich muss mit meinem Geld immer haushalten, sonst langt es nicht.“
„Oh, sorry“, sagt Natascha
und wird etwas rot, „soweit habe ich jetzt gar nicht gedacht. Was machen wir
denn jetzt, Jerome?“
„Martin, fahr nach Bremen,
wir gehen dort shoppen, wo wir immer shoppen gehen“, sag ich und leise zu
Sergej, „ich werde, wenn mein Schatz mir das erlaubt, ihn heute mal ein
bisschen verwöhnen, als kleines Dankeschön, das er für mich da ist.“
Genau so leise kommt es
zurück: „Ich lasse mich gern einmal ein bisschen verwöhnen und weiß auch, dass
das für euch eigentlich Peanuts sind, aber bitte gib mir nie das Gefühl, das du
mich mit teuren Sachen beeindrucken oder gar kaufen möchtest.
Ich fühle, dass das nicht
deine Absicht ist und deswegen lass ich mich auch darauf ein, behalte mir aber
vor, auch nein sagen zu dürfen, wenn es mir zu viel wird. Ich habe, seit ich
von zu Hause weg und hier zur Ausbildung gekommen bin, immer für meinen
Lebensunterhalt selber sorgen müssen und hart dafür gearbeitet.“
Er schaut mir tief in die
Augen und meint: „Die Kleider von C & A haben dich nicht davon abgehalten,
dich in mich zu verlieben und das sagt mir, dass nicht die Verpackung, sondern
der Inhalt wichtig ist.
Ich lieb dich nicht, weil
ihr Geld oder du teure Kleider und einen Chauffeur hast, sondern weil du Jerome
bist, der Junge, in den ich mich verliebt habe, und es ist mir egal, ob du in
Hugo Boss oder Sackleinen verpackt bist.
Denk bitte immer daran, dass
ich dich nicht an materiellen Werten messe, sondern daran, wie lieb du mich
hast und wie lieb ich dich habe.“
Ich nehme ihn in den Arm und
küsse ihn lange und mit viel Gefühl und zwei Tränen laufen mir die Wangen
herunter. „Ich lieb dich, Sergej, ganz doll“, flüstere ich in sein Ohr, „danke,
das es dich gibt“. Seine Zunge fängt meine Tränen ein und seine gesunde Hand
krault zärtlich meinen Nacken.
Martin ist schon auf der
Autobahn und bald werden wir in Bremen sein.
Ole
Nachdenklich schaue ich dem
Doktor hinter her. Das der meinen Onkel kennt, ist ja interessant, aber
offensichtlich ist das alles schon einige Zeit her, wenn ich das richtig
verstanden habe. Jetzt haben wir beide, Torsten und ich, einen kaputten Arm.
Das ist schon aberwitzig, das wir beide hier im Krankenhaus noch mal einen
Unfall hatten.
Wir schauen jetzt zusammen
ein bisschen Fernsehen und vertreiben uns so die Langeweile. Später werde ich,
nach der Visite, noch mal kurz in die Cafeteria gehen und Frank muss ich ja
auch noch sagen, dass ich ihn heute Nachmittag zum Kuchenessen und Kennenlernen
meiner Mutter einladen will.
Hoffentlich kommt er sich
nicht überfahren vor, weil ich Mutsch ja schon gesagt habe, dass ich ihr meinen
Freund vorstellen will. Vielleicht hätte ich ihn vorher fragen sollen, ob ihm
das recht ist oder ob er damit noch warten will.
Ich werde ihm nach her
sagen, dass es mich sehr freuen würde, wenn er nach seiner Schicht zu uns aufs
Zimmer kommt, um meine Mutter kennen zu lernen und Kuchen mit uns zu essen.
Vor Mutsch braucht er ja
eigentlich keine Angst zu haben, weil ich genau weiß, das Mutsch in mögen wird
und sich für uns beide freut, das wir zusammen sind.
Jerome
Wir haben die ganze Fahrt
über geschmust und geknutscht und die beiden vorne haben uns auch total in Ruhe
gelassen. Nun sind wir auf einen Parkplatz in der Nähe des Einkaufszentrums
„Waterfront“ und Martin hat geparkt.
„Soll ich mitkommen,
Natascha?“, fragt Martin. „Wir sind doch zu dritt, Martin, wir kommen ganz gut
zurecht. Setz dich da vorn in das Cafe, wir holen dich dann später wieder dort
ab“, antwortet Natascha.
„Und ihr Beiden habt jetzt
mal genug geschmust, jetzt gehen wir shoppen, auf geht`s“, sagt sie zu uns und
steigt aus. Wir folgen ihr und stürzen uns ins Vergnügen.
Zuerst will Natascha mal ins
NewYorker, weil sie dort schon einmal echt schicke Sachen gefunden hat. Die
haben echt coole Kleider, das wissen wir, obwohl wir da erst im letzten Jahr
erstmalig eingekauft haben.
Die meisten Kleider, die wir
haben, haben wir immer dann bekommen, wenn wir im Ausland waren, vor allem in
NewYork hat Mama uns immer sehr großzügig ausgestattet, aber auch
Sommershopping in Lissabon war immer ganz ergiebig.
Danach war der Bedarf dann
immer für die nächste Zeit wieder gedeckt. Wir verabreden uns mit Natascha in
einer Stunde an der Kasse und gehen zusammen in dem Bereich für Männer.
Als wir nach einer Stunde an
der Kasse auftauchen, wartet meine Schwester schon auf uns, mit zwei großen
Tüten bepackt. „Na, erfolgreich gewesen?“ frag ich sie . „Ja klar, und ihr
beiden habt ja wohl auch einiges gefunden wie ich sehe“, sagt sie und guckt auf
die Kleider in unseren Händen.
Wir legen unsere Sachen auf
den Kassentisch und die junge Dame scannt die Artikel ein. Für mich habe ich
zwei leichte Sommerhosen, eine Beige und eine weiß und drei Shirts gekauft.
Dazu noch drei coole
Hipster, das sind knapp sitzende Pants mit einem kurzen Beinansatz, die ich,
wenn es nach Sergej gegangen wäre, sofort mal anprobieren sollte. Das habe ich
aber auf zu Hause verschoben.
Für Sergej habe ich zwei
Sommerhemden und eine Hose erstanden und ebenfalls drei geile Hipster, die auch
zu Hause anprobiert werden sollen. Die wird bestimmt nicht schlecht, die
Anprobe. Natascha reicht mir die Karte und ich bezahle mit dem Plastikgeld.
Mit den Tüten in der Hand
verlassen wir den Laden und machen uns auf den Weg zum Cafe, wo Martin wartet.
„Martin, wir lassen mal die Sachen hier bei dir, wir gehen noch ein bisschen
rum und auch noch ein Eis essen. Danach kommen wir wieder her“, sag ich und
Martin nickt.
„Ich bring die Sachen mal
ins Auto und setz mich dann wieder hier her“, sagt Martin, „ihr wisst dann wo
ich bin. Lasst euch Zeit, ich habe mir eben eine Zeitung gekauft, dann kann ich
die mal in Ruhe lesen“.
Wir machen uns auf den Weg
und bummeln an den vielen Geschäften vorbei, gehen ab und an in eines und
landen zum Schluss in einer Eisdiele, wo wir uns jeder einen großen Eisbecher
leisten.
Sergej hat sich noch eine
Speicherkarte gekauft für seine Kamera und ich habe für uns zwei Armbänder aus
Silber gekauft, und habe ihm und mir das dann an den rechten Arm gemacht.
Er hat mich zuerst erstaunt
und dann aber sehr verliebt angeguckt und wir haben uns einen kleinen Kuss
gegeben. Jetzt haben wir etwas, was uns auch äußerlich verbindet und zeigen
soll, das wir jetzt zusammen gehören. Natascha hat geschmunzelt , als sie
gesehen hat, wie ich Sergej das Armband um gemacht habe.
Jetzt sind wir auf dem
Rückweg zum Cafe, wo Martin auf uns wartet und Sergej hat einfach meine Hand
genommen und lässt sie auch bis ins Cafe hinein nicht mehr los.
Martin grinst vor sich hin,
als er uns Hand in Hand kommen sieht. „Wollt ihr noch einen Kaffee trinken oder
Kakao oder wollen wir wieder los nach Hause?“ fragt er.
„Wir haben eben einen
Rieseneisbecher vertilgt, also ich brauch nichts mehr“, sagt Natascha und ich
sage, nach dem ich Sergej fragend angeschaut habe: „Kommt, lasst uns zum Auto
gehen, für heute reicht es mit dem shoppen.“ Fast drei Stunden waren wir jetzt
hier gewesen und nun geht’s wieder heim.
Wir zwei, Sergej und ich,
sitzen wieder hinten und schmusen unterwegs genau so, wie wir es schon auf der
Hinfahrt getan haben.
„Ich freu mich auf die
Anprobe“, sagt er verschmitzt grinsend. „Und ich erst“, sag ich und habe schon
die schönsten Bilder vor Augen. „Du fängst an“, sag ich zu ihm und er meint:
„Das losen wir aus, wer anfängt. Das ist gerecht.“
Dreißig Minuten später sind
wir wieder zu Hause und nachdem wir Mama kurz die Sachen gezeigt und ihr die
Kreditkarte zurück gegeben haben, fahren wir mit dem Lift nach oben.
Ole
Nach der Visite, die sich
überwiegend mit Torsten und seiner neuen Situation auseinander setzt, fahre ich
mit dem Aufzug runter und gehe in Richtung Cafeteria. In dem offenen
Eingangsbereich bleibe ich stehen und suche nach einem freien Tisch, als mein
Blick auf Frank fällt.
Der sitzt auf der rechten
Seit am Fenster, mit dem Rücken zum Eingang und bei ihm sitzt ein gut
aussehender junger Mann, etwa einen halben Kopf größer als Frank und redet auf
diesen ein. Ich überlege kurz, ob ich einfach dahin gehen soll, aber irgendein
Gefühl sagt mir, das ich das lassen soll.
Ich gehe nach links rüber
und setze mich an einen freien Tisch in der Ecke, von dem aus ich die Beiden
gut beobachten kann.
Frank kann mich nur sehen,
wenn er sich ganz herum drehen würde, während ich dem anderen ins Gesicht
schauen kann. Der scheint sehr aufgeregt zu sein und plötzlich weiß ich, wer
das ist. Das kann nur Paul sein, Franks Exfreund, der hier und jetzt
offensichtlich versucht, Frank zurück zu gewinnen.
Wie angewurzelt sitze ich
nach dieser Erkenntnis an meinem Tisch und beobachte diesen Paul, das muss der
einfach sein, so wie der auf Frank einredet. Dauernd versucht er, Franks Hand
zu greifen, die dieser aber bisher wohl immer erfolgreich zurückgezogen hat.
Dieser Mensch redet an einer
Tour und lässt Frank gar nicht zu Wort kommen. Sein Gesichtsausdruck wechselt
ständig zwischen schuldig guckend über weinerlich hin zu verlangend. Auch der
Dackelblick kommt gekonnt zum Einsatz.
Da werden offenbar alle
Register gezogen, um die Gunst Franks wieder zurück zu erobern.
Jetzt kommt die Bedienung an
meinen Tisch und ich bestelle einen Kakao und ein Teilchen mit Pudding, jedoch
ohne die zwei an dem anderen Tisch aus den Augen zu lassen.
Frank wehrt beständig alle
Versuche ab, die auf eine Berührung abzielen und macht durch seine Haltung
deutlich, dass er Paul wohl nicht verzeiht und auch nicht mehr mit ihm zusammen
sein will. Das beruhigt mich schon und ich sehe jetzt gelassener zu, als das
anfangs der Fall war.
Mein Kakao und mein Teilchen
werden gebracht und nach dem ich das gleich bezahlt habe, beginne ich dann auch
sofort damit, das leckere Teil zu genießen.
Nach ein paar Minuten jetzt
steht der Paul auf und sein Blick ist nun eher böse, gemein sogar und er stößt
noch ein paar schnelle Worte aus, bevor er wütend davon stapft.
Frank bleibt zunächst sitzen
und guckt vor sich hin.
Da ich mein Teilchen bereits
verdrückt habe, nehme ich mit meiner gesunden Hand meine Tasse und gehe rüber
zu dem Tisch, an dem er immer noch sitzt. „Hey“, sag ich nur und setze mich auf
den Platz, wo eben noch der andere gesessen hat.
Er sieht auf und ist
erstaunt. „Du?“, und dann, „ Bist du schon länger hier?“ fragt er und sieht
mich an.
Ich nicke und sage: „Ja, als
ich kam, hast du mich nicht gesehen und ich wollte das Gespräch nicht stören,
also habe ich dort hinten gesessen und habe euch beobachtet“. „Du weißt wer das
war?“ fragt er.
„Ich vermute, dass das der
Paul war, an seinem Verhalten wurde das für mich sehr schnell deutlich“, sag
ich, „und er wollte wohl sehr, das du zu ihm zurück kommst, wenn ich das
richtig beobachtet habe.“
„Zuerst hat er sich tausend
mal entschuldigt und gesagt, er würde nur mich lieben und es täte ihm alles
furchtbar leid“, sagt Frank und greift dann nach meiner gesunden Hand.
„Er will mich zurück , weil
er nur mit mir leben will und kann und er hat wirklich alles versucht, um mich
zu überreden“, fährt er fort, „zum Schluss, als er gemerkt hat, das es nicht
funktioniert, hat er sogar gedroht, das würde mir noch leid tun, der Spinner.
Soll ich jetzt Angst vor ihm haben? Der hat sie doch nicht mehr alle!“
„Er hat dir gedroht?“, frag
ich dann auch gleich besorgt, „Wie denn, was hat er genau gesagt, man rede
doch. Das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
„Ole, nu mach mal zart, der
Spinner kann mir doch nichts. Ich habe keine Angst vor ihm und lass mich auch
nicht dazu erpressen, wieder mit ihm zusammen zu kommen“, sagt Frank
selbstbewusst, „er hat lediglich gesagt, es würde mir noch sehr leid tun, wenn
ich nicht zu ihm zurück käme.“
Er steht auf. „Ich muss
wieder hoch, ich habe ja immer noch Dienst und Hugo vermisst mich bestimmt
noch“, sagt er, „kommst du mit hoch oder willst du noch bleiben?“
„Ich komme mit“, sag ich,
„der Kakao ist leer und allein will ich jetzt nicht hier sitzen bleiben. Wenn
ich gewusst hätte, das er dir droht, wäre ich vorher schon an den Tisch
gekommen.“
„Das wäre glaub ich, gar
nicht so gut gewesen, dann hätte er seinen Zorn auf dich fokussiert und wohl
möglich ein paar schlimme Sachen zu dir gesagt“, meint Frank, „und mir ist es
auch lieb, das er dich jetzt noch nicht kennt. Andernfalls könnte er seinen
Frust irgendwie an dir aus lassen. Er war immer sehr eifersüchtig.“
Mittlerweile sind wir im
Aufzug, aber leider nicht allein. So langsam mach ich mir doch Gedanken, das
der Paul vielleicht was im Schilde führt gegen Frank.
Ich kenne diesen Paul zu
wenig um das alles richtig einschätzen zu können, vielleicht gibt er ja jetzt
auch einfach Ruhe, nach dem er so nachhaltig abgeblitzt ist.
Frank wird oben von Hugo mit
einem vorwurfsvollen Blick bedacht und stürzt sich sogleich wieder in die
Arbeit. Ich werde mal sehen, wie es Torsten geht und in einer halben Stunde
kommt ja dann auch das Mittagessen.
So, das war Teil 10 und ich
würde mich freuen, von euch zu hören, ob es euch gefallen hat. Da ich ab
nächsten Freitag Urlaub habe, werde ich wohl das nächste Kapitel auch wieder
etwas früher als gewohnt Hochladen können. Freut euch also auf Teil 11
LG Niff
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